Gutachten zu den Einflüssen von Bots auf Ökonomie und Spielspaß in MMORPGs

Im Rahmen der Verfahren Blizzard gegen Bossland und Bossland gegen Blizzard haben wir ein Gutachten zu den Einflüssen von Bots auf Ökonomie und Spielspaß in MMORPGs. Verfasst wurde es von Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Broll von der TU Ilmenau, Experte für virtuelle Welten und digitale Spiele.

Die Inhalte des Gutachtens, im Auftrag der Mandantin werden nicht nur die Verfahren entscheidend beeinflussen, sondern hoffentlich auch die Diskussion um Botsoftware in der Community versachlichen.

Das Gutachten findet man hier.

15 Antworten
  1. Boris Hampel
    Boris Hampel says:

    Tut mir leid, aber dieses Gutachten ist weder wissenschaftlich, noch ist es unabhängig, wie Prof. Dr. Broll (Er heißt übrigens Wolfgang, nicht Uwe) uns mit seiner Unterschrift Glauben machen will.

    Ich will nicht auf das gesamte Dokument eingehen, aber nur mal einen Punkt hervorheben:

    Zitat: „Bots werden typischerweise ausschließlich in einem Umfang genutzt, wie es auch menschliche Spieler könnten. Extrem abweichende Nutzungsmuster sind nicht zu erwarten.“

    Zur Erklärung: Bots haben die Möglichkeit 24/7 Rohstoffe oder Ehre zu akquirieren. Einem menschlichen Spieler, der Schlaf braucht, ist dies nicht möglich. Ich gehe davon aus, das diese Bedigung auf alle menschlichen Spieler zutrifft. sie brauchen Schlaf. Somit werden durch Bots unlautere Spielwettbewerbsbedingungen geschaffen. Diese Bedingungen beeinflussen zwar den Spielspaß des Botusers nicht, jedoch den Spielspaß aller Spieler, die keine Bots benutzten, da ihnen ein signifikanter Nachteil entsteht. Zusätlich wird ein unnötiger Leistungsdruck in einem Computerspiel geschaffen, den Blizzard die letzten Jahre erfolgreich dezimiert hat.

    Zu dem Einfluss von PvP (Spieler gegen Spieler) Bots auf den Spielspaß aller Spieler möchte ich nur eins sagen: Ein Bot rennt vorgefertigte Routen ab und greift alles an, was sich in einem bestimmten Radius zu ihm befindet. Intelligente Zielwahl, nach der vom Spieldesign vorgegebenen Spielmechanik ist dem Bot nicht möglich. Folglich geht einer Mannschaft in z.B. einem 10vs10 Schlachtfeld, die einen Bot User unter sich habt, signifikant Effizienz verloren und damit sinkt der Spielspaß von 9 Spielern im Verhältnis zum „vermeindlichem“ Spielspaßgewinn eines einzelnen Spielers, der nicht einmal selbst spielt (fraglich, ob so Spielspaß entstehen kann). Die gesamtbilanz für den Spielspaß wirkt hier eher fatal.

    Fazit: Ein trauriger Tag für die Games Community, wo solche Gutachten Meinungen vertreten, die offensichtlich auf extrem wenig Fakten und noch weniger Spielerfahrungen basieren.

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    • admin
      admin says:

      Hallo Herr Hampel,

      beim Namen lief tatsächlich etwa schief. Selbst wenn man zugeben würde, dass es falsch ist, dass Nutzer die Bots extensiv nutzen, so bleibt es doch auch von Ihnen eine reine Behauptung, dass es der Fall wäre? Einen Beweis schulden Sie dann doch auch. Die Erfahrung der Mandantin, aus den Logzeiten für die Nutzung der Lizenzen ist jedenfalls eine andere.

      – Härtel

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  2. Boris Hampel
    Boris Hampel says:

    Einen Punk muss ich hier doch noch aufgreifen, da er mir auch persönlich sehr wichtig ist:

    Bots wirken sich sehr wohl auf die Ökonomie des Spiels aus, da ein Bot User Währung, wie auch Rohstoffe 24 Stunden am Tag farmen kann, während dem Schlaf benötigendem Spieler (wir sollten davon ausgehen, dass ein Mensch nicht nur Schlaf neben einem Computerspiel braucht, sondern auch Arbeit, Freunde, etc.) diese Zeit NICHT im selben Maße zur Verfügung steht.

    Dadurch ergibt sich ein Ungleichgewicht in der Verteilung von Gütern und Währung, die für alle Spieler, die keine Bots benutzten einen nicht nur massiven, sondern auch zeitlich nicht aufholbaren Nachteil verschaffen. Dadurch entsteht ein Leistungsdruck, den wohl nur die wenigsten Spieler in einem Computerspiel als wünschenswert erachten.

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  3. Norbert Bensel
    Norbert Bensel says:

    „Gutachten … im Auftrag der Bossland GmbH…“ Den Rest brauche ich schon gar nicht mehr lesen. Wann hat jemals ein wissenschaftlicher Gutachter zuungunsten seines Auftraggebers begutachtet und dieses Gutachten wurde veröffentlicht? Erst wenn ein Gerichtsgutachter, der als Neutraler vom Gericht beauftragt wurde, ein Gutachten abgibt, werde ich dies lesen.

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  4. Boris Hampel
    Boris Hampel says:

    Sehr geehrter Herr Härtel,
    ich habe im Laufe meiner WoW Spielzeit (seit der Beta Phase) immer wieder Bots getroffen, die nachweislich durch mehrere Augenzeugen beobachtet 24/7 (ich persönlich fühlte mich nicht in der Lage, 168 Stunden am Stück wach zu bleiben) ein und das selbe Gebiet für ihre „Farmgeschäfte“ (Farmen=Resourcenakquise) in Anspruch genommen haben. Solch ein Verhalten ist in so gut wie allen Gebieten der WoW Welt zu beobachten (Solche Bots, die in der Regel als erfahrener Spieler leicht zu enttarnen sind, wurden zur Kontrolle vor Meldung jeweils 2 Wochen auf diverse Freundeslisten gesetzt, so daß ihr Verhalten für uns sehr gut nachvollziehbar war).
    Sicherlich, das muss ich hier einräumen, waren nicht alle Bot User auch gleichzeitig Nutzer der Bossland GmbH Software. Jedoch wurden nach Meldungen durch befreundete Spieler diese Bots dann auch umgehend aus dem Spiel entfernt. Sicherlich trifft dieses Verhalten auch nicht auf alle Bot User zu, aber genauso wenig spielt ein Großteil der menschlichen WoW Spieler 12 Stunden am Tag (auch wenn es einige tun). Um die Aussage im Gutachten 8.3 auch nur annähernd ernst nehmen zu können, hätte zumindest eine prozentuale Angabe der Spieler, die 12 Stunden pro Tag spielen sollen, sehr geholfen. (Ich bin selbst extermer Vielspieler gewesen, aber 12 Stunden pro Tag, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat – ist doch wohl eher wenigen vorbehalten.) Ich verkneife mir an dieser Stelle, sämtliche Quellen aufzuführen, die zeigen, das wohl eher die 2 Stunden als die 12 Stunden pro Tag den tatsächlichen Durchschnittswert pro Tag ergeben, das würde hier deutlich den Rahemen sprengen.

    So wird hier also ein Durchschnittswert mit einem Ausnahmewert verglichen und in dieselbe Formel gesetzt. Evtl. können Sie nachvollziehen, dass es mir schwer fällt, aufgrund solcher Passagen die Sachlichkeit des Gutachtens NICHT anzuzweifeln.

    Ich werde es mir in der Tat vorbehalten, um der Beweisschuld nachzukommen, ein Gegengutachten zu erstellen, denn die Menge der Unwahrheiten und Unsachlichkeiten stößt mir als Spieler, als Game Designer und als Mensch unangenehm auf.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Hampel

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    • admin
      admin says:

      Hallo Herr Hampel,

      vielen Dank für die sachliche Antwort. Das Problem ist natürlich, dass es für beide Seiten, schwer nachweisbar ist. Es werden auch bei der Kontra-Bots Diskussion immer wieder übersehen, dass Wirtschaft sich auch immer ausgleicht, dass andere Effekte eine großte Rolle spielen (PTR Server etc).

      Zudem wird auch gerne übersehen, dass dieser Rechtstreit nicht wirklich die Popularität von Bots klären sollen, und eigentlich auch nicht, ob Blizzard Bots bannen sollte, sondern nüchtern und neutral, ob es einem Dritten Unternehmen erlaubt ist, eine Software zu verkaufen, nicht einzusetzen, die anderen in World of Warcraft nutzen.

      Das ist eigentlich, bei allem Pro- und Kontra, eine sehr nüchterne juristische Fragestellung!

      – Härtel

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  5. Robert
    Robert says:

    So ganz verstehe ich nicht, wie PTR-Server hier die Wirtschaft ausgleichen, da es sich dabei um in sich geschlossene Server handelt. Die Frage, ob es erlaubt ist, Software zu verkaufen die zum Spiel gehört, muss diese in der Tat geklärt werden? Es existieren bereit Produkte am Markt, die genau diese Vorraussetzungen erfüllen, wie z.B. Eingabehilfen wie die Razer Naga, die eigene Addons mitbringt, um sie mit dem Spiel zu nutzen. Per Definition sind diese aber nicht strafbar. Es ist also folglich erlaubt, Software zum Spiel zu entwickeln und diese zu verkaufen. Bedarf das weiterer Klärung?

    Und weshalb dreht sich das Gutachten vor allem um Bots und deren Auswirkungen, obwohl es angeblich um diese simple Fragestellung geht? Somit ist dieses Gutachten nicht zielführend.

    Grundlegend irrt der Autor. Spiele sind immer eine Herausforderung, und es geht darum, Spielinhalte zu erspielen, und sie nicht erspielen zu lassen. Ein Spiel ist keine Arbeit, jedoch gehören zu einem MMO ebend auch Sammelaktivitäten zum Spiel. Dies ist Teil des Spielprinzips. Abonniere ich also WoW, erwarte ich vom Hersteller, das er faire Bedingungen für alle schafft. Fair heißt, jeder setzt die Zeit ein, die er kann und macht das beste daraus. Nutzt jemand Zusatzsoftware, ist das mir gegenüber Betrug.

    Des weiteren wird ausgeführt, durch Nutzung von Bots entsteht kein Schaden. Ich behaupte jedoch, das Bots Parasiten sind. Ein Bot stellt für Spieler in einem Schlachtfeld z.B einen Nachteil dar, da er ziellos operiert und nichts zum Erfolg beiträgt. Ein Botnutzer profitiert also von Spielleistungen anderer. Vielleicht sollten Sie als Ersteller dieses Gutachtens einmal solche Aspekte berücksichtigen. Ein Botprogramm würde ich mit einem Virus oder Schädling vergleichen – und die will auch niemand auf seinem Rechner.

    Gruss,

    Robert

    Antworten
    • admin
      admin says:

      Hallo Robert,

      PTR Server sind ein Beispiel wie einfach Preise direkt von Blizzard beeinflußbar sind. Man gibt den Leuten eine Information, dass ein bestimmter Gegenstand für etwas im nächsten Patch genutzt wird und auf den Live-Server explodieren dann die Preise. Die Frage der Software ist sogar die einzige die hier geklärt wird und Razer Naga ist sogar ein schönes Beispiel. Da die AGB derart schlecht sind, ist die Software verboten! Die AGB machen nämlich keinerlei Unterschiede. Laut den AGB ist jede Software verboten, die das Spielerlebnis verändert, also eigentlich JEDES LUA Addon.

      Ob die AGB überhaupt Wirkung entfalten ist natürlich ein anderes Thema.

      – Härtel

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  6. John
    John says:

    Hallo Herr Härtel,

    wie stehen Sie dazu, wenn jemand ein Produkt vertreibt, welches nur durch Eingriff in ein Produkt Dritter seine beworbene Funktion ausführen kann, der Dritte diesen Eingriff aber ausdrücklich untersagt?

    mfg
    John

    Antworten
    • admin
      admin says:

      Hallo John,

      Das hängt von der Rechtslage ab, z.b ob die Untersagung überhaupt rechtmäßig ist. Dies wäre juristisch, und nicht beeinflußt von Politik oder anderen Interessen, zu prüfen sein.

      – Härtel

      Antworten
  7. Robert
    Robert says:

    Nun, das erklärt aber immer noch nicht, warum dieses Gutachten so beharrlich auf Bots herumreitet.

    Wäre es zur Beweisführung nicht zweckmässiger gewesen, auf reale Gegenbeispiele auszuweichen? Das wird in diesem Gutachten so gut wie garnicht herausgearbeitet.

    Und zum anderen sind Addons verbreitet und auch in Ordnung, sie rekombinieren schliesslich nur Funktionen, die das Spiel ohnehin bereitstellt.

    Würden Sie das also Ihren Ansatz mit einem Betriebssystem vergleichen, für das man Zusatzsoftware entwickelt?

    Gruss,

    Robert

    Antworten
    • admin
      admin says:

      Hallo Robert,

      Zu 1: Das hängt mit § 4 Nr. 10 UWG zusammen. Die Details sind sehr juristisch. Wenn juristische Vorbildung vorhanden ist, empfehle ich die Schriftsätze von uns, da gibt es auch einige Gegenbeispiele.

      Zu 2: Schön dass sie verbreitet sind, nur sind sie laut der AGB von Blizzard verboten 😉

      Der Vergleich mit dem Betriebssystem ist richtig, wenn auch im Detail nicht völlig und er hat im Zweifel sogar noch Kartellrechtliche Aspekte. Aber stellen Sie sich mal vor, Microsoft würde Firefox auf Windows verbieten, weil es in deren AGB steht, dass man nur den Internet Explorer verwenden dürfe.

      Antworten
  8. HerzDame
    HerzDame says:

    Hallo zusammen.
    Ich wollte der Kanzlei viel Erfolg Wünschen!
    Selbst das kleinste Kleinkind sollte Wissen, dass ohne Dritt Programme ich spreche jetzt nicht von hacks und cheats sondern viel mehr von automatisierten Ressource Beschaffungs Programmen das Spiel für alle Teilnehmer einer Online Welt nur von Vorteil sein können. Wen ich mir die horrenden Beschaffung Investitionen im Spiele Auktionshaus anschaue bin ich schon froh das es auch Spieler gibt, die ein automatisiertes Programm nutzen um auch anderen Spielern damit die Möglichkeit geben Güter zu Kaufen, die Sie wahrscheinlich selber nur mit quallen und leiden sich erspielen könnten. Selber benutze ich keine automatisierte Programme zum Spielen auch hab ich in den letzten Jahren nie das Gefühl gehabt das solche Programme meinen Spielfluss negativ beeinträchtigen, der Gegenteil ist der fall. Es mag sein das es im PvP Spiel einige als störend empfinden, das aber könnte keineswegs ein Grund dafür sein Ressource Beschaffungs Programm Generell verbieten zu müssen. Ich finde auch das die Nutzungsbestimmungen von Blizzard sehr irreführend und unzumutbar für das lesende Auge sind, da wird teilweise hemmungslos mal in nur GROSSCHRIFT dan mal nur kleinschrift dan mal mit satzzeichen abunzu dan wieder ohne alles geschrieben teilweise in englischer Sprache. Das würde ich als kleiner mann als irreführend bezeichnen, von so einer Firma wie Blizzard hätte ich viel mehr erwartet, den Geld genug bekommen Sie ja von uns.
    Ist nur meine Meinung.

    Viel Erfolg Wünsche ich euch, und hört nicht auf uns zu informieren !!!

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  9. Norbert Reinhardt
    Norbert Reinhardt says:

    Hier habe ich bereits aufgehört zu lesen:

    „Zur Erklärung: Bots haben die Möglichkeit 24/7 Rohstoffe oder Ehre zu akquirieren. Einem menschlichen Spieler, der Schlaf braucht, ist dies nicht möglich. Ich gehe davon aus, das diese Bedigung auf alle menschlichen Spieler zutrifft. sie brauchen Schlaf. “ (Posting von Boris Hampel, April 4th, 2012 at 10:44)

    WoW ist bekannt als Suchtspiel. Ich habe das selbst erfahren, kenne viele, auch persönlich, die sich gefährlich nahe an dieser 24/7-Grenze bewegten (16 Stunden täglich und mehr, als Mensch, nicht als Bot).

    Ich selbst bin Software-Entwickler, mein Beruf hat ein Kernelement: Automatisierung von einfachen und komplexen Betriebsabläufen. Alles was sich wiederholt, ist es wert, automatisiert zu werden. Das ist eine der Hauptgründe, warum man heute einen Computer hat.

    Bei World of Warcraft wird man wieder zum Gegenteil gezwungen, dadurch, um ein Spielziel zu erreichen.
    Um Level 70 durch Erfahrungspunkte zu erreichen, mußte man einst über 10.000 Monster (NPCs) töten (inkl. Quests). Zahlen von heute habe ich leider nicht. Es ist aber denk ich auch als Nicht-Spieler nicht schwer ersichtlich, daß diese Tätigkeit leicht verdummend wirkt, wenn man bedenkt, daß für diese 10.000 Wiederholungen immer wieder die gleichen maximal ein Dutzend Tasten gedrückt werden müssen.

    Blizzard argumentiert aggressiv mit den hanebüchensten Argumenten, manchmal gestützt auf Hardcore-Spieler, die alles gerne von Hand machen, manchmal durch fragwürdige Professoren, siehe den Fall MDY Industries vs. Blizzard in den USA 2006-2010.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrem Mandanten viel Erfolg bei Ihrer Verteidigung.

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