Der lügende Gegner oder „Alle Mittel sind recht“
Als ich am Wochende diesen Blogeintrag gelesen hatte, fühlte ich mich sofort daran erinnert, was mir vor kurzem passiert ist. Wir hatten jemanden abgemahnt, weil er auf eBay die Urheberrechte unserer Mandantin in Massen verletzt.
Wir erhielten darauf ein Schreiben, in dem der Verletzter sich entschuldigte, sich angeblich nicht bewusst war, dass ein selbst gemaltes Bild eine Urheberrechtsverletzung sein kann, er sich aber versuchen würde, Geld von seiner Oma zu leihen, damit er nicht vor Gericht müsse. Das Schreiben war sehr kindlich geschrieben, viele Rechtschreibfehler eingebaut und machte auch ansonsten keinen hinterlistigen Eindruck.
Ich wollte ihm daher ein Ratenzahlung für die fiktive Lizenzgebühr und unsere Honorarnote anbieten:
Ich habe mit meiner Oma geredet und sie würde mir 500 Euro zur Verfügung stellen um die Sache zu erledigen da Sie auch nicht möchte das ich vor Gericht muss und die Sache vom Tisch ist.
Ich kann dann noch 100 euro drauf legen somit kann ich sofort 600 Euro bezahlen, mehr Gelt ist als Summe im Moment nicht da.
Wenn das nicht geht muss ich die Summe in Raten zu 100 Euro zahlen da mir nicht mehr zur Verfügung steht .
Beinahe wären wir darauf eingegangen. Zum Glück war die Mandantin noch einmal vor Ort und erzählte, dass diese Schreiben alle gelogen sein müssten, da alleine die Waren, die er gerade auf eBay anbieten würde, einen Warenwert von mehr als 100.000 Euro hätten, Lagerplatz bräuchten und es sich nie und nimmer um einen Jugendlichen etc handeln könnte. Vielmehr wäre dies eine Masche.
Wir spielten also mit härteren Bandagen, machten keine Zugeständnisse mehr und plötzlich, dreimal darf man raten, hat wohl auch der Opa noch Geld gehabt, denn er beglich die Forderung mit einer einzigen Zahlung. Mir passiert das nicht noch einmal und wenn Antwortschreiben noch so viel Herzschmerz beinhalten. Erstaunt bin ich jedoch schon, da muss schon viel – fast kriminelle – Energie dahinter stecken, derartige Briefe zu verfassen.
„begleichte“ … auch nicht schlecht!!
Wo? *Hust*
Jo und was is die Moral der Geschichte?
Schlecht recherchiert von ihnen oder zumindest schlecht informiert vom Klienten…
Also, ob da jemand „extrem“ gewerblich handelt oder im Rahmen von 400-500 Euro, von Omi und Opi geliehen, bei Ebay hantiert ist doch schon ein kleiner Unterschied oder….
Die Moral ist eigentlich die, die Sie ansprechen: Niemanden vertrauen ohne nochmal zu überprüfen!
Als Ihr Mandant wäre ich mir zeimlich … vorgekommen, wenn Sie das nicht überprüft hätten – insbesondere, wo es so einfach zu überprüfen ist.
Der Mandant entscheidet, ob er einer Ratenzahlung zustimmt oder nicht. So ist es hier natürlich auch der Fall gewesen und alles hat sich ja geklärt. Ob das ganze einfach zu überprüfen ist, nachdem derjenige – kurz nach unserer Abmahnung – den betreffenden Ebayaccount gelöscht hatte, ist vielleicht nicht ganz so einfach zu beantworten.
@Ähh ja..
Ach: und die Sachen waren natürlich noch nicht verkauft, ein Powerseller Icon hätte auch ich nicht übersehen 😉
Sehr geehrter Herr Härtel,
vielen Dank für die aufklärenden Worte. Wenn man manchmal den einen oder anderen Aspekt auslässt, erscheint die Geschichte und/oder die Person wohlmöglich im „falschen Lichte“…
Vielen Dank also, dass Sie auf meinen Eintrag reagiert haben. Ich bin mir im Übrigen sicher, dass Sie Ihren Mandanten schon „richtig“ vertreten haben!
Ich freue mich auf weitere spannende Sachverhalte. Noch mehr Software- bzw. Computerspielerecht wäre toll!
Ciao!